Mittwoch, 6. Juli 2016

Baby ist da!

Mein Gott, ist das lange her, dass ich hier geschrieben habe. Aber wie sollte es auch anders sein! Gerade schläft  mein bald vier Monate altes Baby im Nebenraum. Nach einer Stunde Geknatsche habe ich es endlich geschafft, ihn einzuschlummern. Sein Körbchen wippt sanft auf und ab, drei große Vogelfedern über ihm bewegen sich im Rhythmus mit. Die Tür zum Arbeitszimmer lasse ich offen, damit ich schnell da bin, wenn er aus dem Schlaf aufschreckt. Manchmal träumt er schlecht.

Ja, ich bin Mama geworden. Und es fühlt sich bereits so an, als wäre es nie anders gewesen. Am 18. März habe ich zwei Wochen vor dem errechneten Termin einen kleinen Jungen zur Welt gebracht. Nach 24 Stunden Wehen und davon 12 Stunden im Geburtshaus habe ich ihn auf einem Geburtshocker geboren. Anstrengend war das ganze, ohja. Intensiv und schmerzhaft und zum aus der Haut fahren. Aber rückblickend auch sehr besonders. Ohne Schmerzmittel konnte ich fühlen, wie der Kleine mitgearbeitet hat. Wie ein Frosch hat er sich in mir abgestoßen um nach unten zu gelangen. Und als er da war... Nur geschrien hat er. Bis endlich einmal alle aus dem Zimmer waren. Voller Erschöpfung, aber auch voller Glückshormone habe ich leise begonnen zu singen, ein Mantra aus dem Kundalini Yoga. Da wurde er plötzlich ganz ruhig und hat mich angesehen, mit großen schwarzen Augen... Aber über dieses Erlebnis will ich jetzt nicht schreiben. Ich möchte ihm einen eigenen Post widmen, wenn ich die Zeit finde.

Die ersten Tage mit ihm waren heftig. Wunderschön, weil ich noch nie so glücklich war. Wir konnten sofort nach der Geburt nach Hause fahren. Es gab weder Komplikationen noch hatte ich Verletzungen. Alles war gut, nur war ich furchtbar erschöpft. Aber mit ihm in meinen Armen fühlte ich mich wie frisch verliebt. Mein Mann empfand genau so. Alles war einfach wundervoll und perfekt. Ich habe noch nie eine so starke Liebe empfunden. Andererseits kündigten sich schon bald Wolken am Horizont an: Der kleine Mann hatte Gelbsucht und verlor immer mehr an Gewicht. Und er war schon sehr zart zur Welt gekommen. Mit dem Stillen klappte es auch nicht. Ich fühlte mich hundsmiserabel, als würde ich in der wichtigsten Sache der Welt versagen. Der Kleine musste ins Krankenhaus zur Überwachung, weil er so lethargisch sei und so dünn. Eventuell habe er einen Infekt. Ich hatte einen Blasensprung gehabt, da ist die Infektionsgefahr recht hoch. Das war am vierten Tag nach der Geburt, der Tag, an dem die Schwangerschaftshormone stark abfallen. Für mich war alles ganz furchtbar, ich habe nur geheult. Babyblues. Mein Baby, das ich nach so vielen Stunden harter Arbeit endlich zur Welt gebracht hatte, konnte ich nicht davor bewahren, krank zu werden. Und dann konnte ich es noch nicht einmal richtig stillen. Immer wieder hielt ich ihn im Arm, Haut an Haut, um ihm wenigstens die Geborgenheit und Nähe zu geben, die er aus meinem Bauch kannte. Nachts starrte ich auf die Schläuche und Kanülen, an die er angeschlossen war. Das Piepen der Maschine neben seinem Bettchen tönt mir bis heute in den Ohren. Zuhause schlief er mit mir im Bett, dicht an mich gekuschelt. Hier war er so weit entfernt und ich konnte ihn nicht zu mir nehmen.

Um es kurz zu machen: Er wurde gesund wieder entlassen. Auch das Stillen regelte sich nach einiger Zeit von selbst. Meinen Still-Erfahrungen werde ich auch einen eigenen Post widmen, weil ich es so wichtig finde. Jedenfalls stabilisierte sich unsere Situation ungefähr 2-3 Wochen nach der Geburt, so dass ich nicht mehr um sein Gewicht und seine Gesundheit bangen musste.

Je wacher er wurde, desto öfter musste ich entscheiden, wie ich mit seinen Bedürfnissen umgehen wollte. Dass ich ihn viel tragen will, wusste ich. Das wurde mir bereits vor der Geburt von Hebamme und Bekannten ans Herz gelegt. Auch, dass ich ihn gerne abhalten wollte, hatte ich mir in den Kopf gesetzt (dazu ein anderes Mal mehr). Für alle anderen Dinge musste ich spontan eine Antwort finden. Ich entschied mich irgendwann, einfach auf meine Intuition zu hören. Das hatte in der Schwangerschaft gut geklappt, also warum nicht auch jetzt. Also stillte ich ihn, wann immer ich seine Zeichen für Hunger erkannte, ließ ich ihn nie schreien, versuchte seine Bedürfnisse intuitiv zu erahnen, schlief mit ihm in einem Bett und trug ihn herum, wann immer mir oder ihm danach zumute war. Mir war es nicht egal, das andere (vornehmlich die Generation meiner Großeltern und Eltern) mir von vielem dieser Dinge abrieten. Aber es fühlte sich einfach richtig und am praktischsten an, was ich tat. Mittlerweile weiß ich, dass das, was ich mache, Merkmale einer bestimmten Erziehungsbewegung sind, dem Attachment Parenting. Das hatte ich nicht auf dem Schirm. Es hat sich einfach so entwickelt, weil ich getan habe, was sich in dem jeweiligen Moment richtig angefühlt hat. Geleitet haben mich dabei einzig und alleine die Gefühle zu meinem Sohn. Wenn er geschrien oder geweint hat, habe ich mitgeweint. Diese Schmerzen wollte ich nicht fühlen und ihm ersparen. Zu meinen Erfahrung mit diesem Erziehungsstil will ich gesondert mehr schreiben.

Nun sind schon mehrere Monate vergangen und ich habe so viel gelernt. Fühlte ich mich anfangs noch sehr unsicher und brauchte in jeder Frage den Rat meiner Hebamme, komme ich mittlerweile gut alleine zurecht. Wir verstehen uns sehr gut, der kleine Frosch und ich. Ich kenne seine Sprache. Ich weiß immer besser, wann er welches Bedürfnis hat und wie ich es am besten stillen kann. Sicherheit, Vertrauen und Gelassenheit machen sich breit in meinem Leben als Mama. Das hilft mir, die vielen Phasen durchzustehen, in denen plötzlich alles wieder anders ist, sich seine Bedürfnisse ändern und ich schön blöd aussehe mit gerade etablierten Gewohnheiten.

Momentan ist "Reden" sein Ding. Er unterhält sich mit mir in seiner Brabbel- und- Kräh- Sprache. Freut sich wie verrückt, wenn ich ihm antworte. Ganz besonders mag er es, wenn ich singe. Dabei merke ich, wie wenig Kinderlieder ich noch kenne. Und wie viel weniger ich überhaupt mag. Ich möchte Lieder für ihn finden, die ihm von der Welt erzählen, die ich ihm zeigen will und die ich liebe. Lieder von der Natur und von der Magie in ihr. Wo sind diese Lieder und Reime, Fingerspiele und Gutenacht-Rituale? Ich bin auf der Suche nach ihnen und werde auch davon gesondert berichten.

Ebenfalls mache ich mir Gedanken darüber, ob ich ihn taufen lassen soll oder nicht. Wie ich ihm meine spirituellen Vorstellungen vermitteln und wie ich nach außen damit umgehen soll. Alles Fragen, die mich momentan umtreiben und die ich in seinem ersten Lebensjahr klären will.

Es ist ein riesen großes Abenteuer, diese Mutterschaft. Wie in der Schwangerschaft, habe ich ein tiefes Gefühl des Angekommensein. Ähnlich wie damals, als ich das erste Mal von Naturreligionen hörte. Also, auch wenn ihr nichts von mir hört, mir geht es sehr, sehr gut.  Ich lebe und genieße das Leben gerade sehr. So soll das sein!



2 Kommentare:

  1. Wow! Ich freue mich einfach mit dir und wünsche dir einen weiteren wundervollen Weg! Ich wünsche dir weiterhin Kraft, Freude, Verständnis und ganz viele zauberhafte Glücksmomente! Alles Gute =)

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  2. So ein schöner Post, ich freue mich so sehr für euch und für dich :-D Geniesst es & alles Liebe für euch :-D <3

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