Donnerstag, 18. Juni 2015

Kräuterwanderung zur Sonnenwende

Dieser Tage war ich auf meiner ersten Kräuterwanderung. Ihr Thema war passenderweise die Kräuter rund um Sonnenwende und Johanni. Zuerst einmal wurden wir alle los geschickt, um ein paar junge Birkenblätter zu pflücken und zu kosten. Habe ich noch nie gemacht (außer vielleicht als Kind?), deshalb war es direkt ein spannender Start. Die Blätter haben leicht süßlich geschmeckt, was für mich sehr gut zu der momentanen Zeit passt. Und mit dieser ging es auch gleich weiter. Unsere Kräuterfrau verknüpfte ihr Wissen rund um's Kraut stets mit ihrem Wissen rund um den Jahreskreis. Und natürlich war diesmal die Sonnenwende dran. Mit viel Begeisterung erzählte sie uns von Sinn und Bedeutung des heidnischen Festes und von seinen christlichen Überbleibseln. Das tat sie mit einer Mischung aus Bodenständigkeit, feierlichem Ernst und viel Humor -total sympathisch.
 
Anschließend sammelten wir Kräuter für den traditionellen Sonnenwendbuschen. Sie erklärte uns, dass man mit dem Pflücken dieser Pflanzen nicht nur deren Heilkraft, sondern vor allem die Kraft der Sonne haltbar machen wolle. Die stehe nun auf ihrem Höchststand und schicke so viel Energie in die Pflanzen, dass man sie (zumindest symbolisch) mit pflücke. In schlechten und dunklen Zeiten könne man sich einen Tee aus ihnen kochen und die Sonnenkraft zurückholen.
 
 
In unseren Buschen kamen an diesem Tag Beifuß, Giersch, Honigklee (Hmmm!), Holunder, Johanniskraut und Schafgarbe. Den Beifuß könnten wir uns auch wie einen Gürtel um die Hüfte binden, erklärte sie. Dieser Brauch solle seinen Träger stärken. Vor allem Frauen könnten sich das zunutze machen, da der Giersch Menstruationsbeschwerden lindere. Grundsätzlich fördere der Beifuß Offenheit und Intuition, was ihn zu einem wunderbaren Mitsommerkraut mache. Nun sei nämlich die Zeit, sich dem Sommer und den schönen Seiten des Lebens bewusst zu öffnen und sie zu genießen. Denn das Ende des Sommers kündige sich mit dem langsamen Abstieg der Sonne jetzt schon an.
 
Zu den Kräutern erwähnte sie die ihnen jeweils zugeordnete Gottheit, was ich auch sehr schön fand. Für mich hat die Natur eben immer auch eine spirituelle, geistige Seite. Naturwissenschaftliche Infos alleine reichen mir meistens nicht, ich brauche auch Futter für meine ausgeprägte nicht rationale Seite. Deshalb habe ich in dieser Kräuterfrau gleich auf Anhieb die richtige Lehrerin für mich gefunden. Sie bedient beide Bedürfnisse: Interesse an botanischem Wissen und Faszination für den naturspirituellen Background.
 
Ich habe mich während dieser Wanderung total wohl gefühlt, ganz in meinem Element. Leider wartete am Abend ein Allergie bedingter Asthma-Anfall auf mich. Aber der konnte meine Begeisterung nicht mildern. Der Kräuterkurs hat mir einen richtigen Schub verpasst. Am nächsten Tag lief alles rund, ich war energiegeladen und gut gelaunt bis in den Abend hinein. Ich vermute, weil ich mich dort einfach genau richtig gefühlt habe (oder war es der Beifuß-Gürtel...? :-)). Das hätte ich gerne jeden Tag: In einem Kreis von interessierten, offenen Menschen unter kompetenter Leitung in die Geheimnisse der Natur (-Wissenschaft und -Spiritualität) eingeweiht werden -das hat ein bisschen was von einer Priesterschule auf Avalon ;-D Natürlich erzählte sie mir nicht viel Neues über die Jahreskreisfeste und die symbolische Entsprechung der Kräuter. Aber es ist einfach schön, es einmal laut von jemandem zu hören, von Auge zu Auge, statt immer nur alleine im Kämmerlein darüber zu lesen. Ich fühle mich damit jedenfalls pudelwohl und werde ab jetzt öfter hingehen. Wer weiß, wo mich das noch hinführt...

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